Gegen Mittag wache ich etwas verkatert neben der hübschen Inga auf. Aiga und Inka müssen also irgendwann gegangen sein… Sie studiert Keramik-Design und arbeitet als Topless-Tänzerin im Fountaine – ich habe sie gestern sozusagen an ihrem freien Tag erwischt. Hmm. In nüchternem Zustand weiß ich noch nicht ganz was ich davon halten soll, aber wir hatten viel Spaß – und ich gehe erstmal duschen, koche Kaffee und mache Frühstück. Zum Dank zeigt sie mir ein paar Stunden später die Highlights von Liepaja; unter anderem betüddelt sie den Kirchturmwärter der Dreifaltigkeitskirche, bis er einen großen, rostigen Schlüsselbund rausholt und uns bis in die höchsten Höhen seines Reiches mitnimmt, vorbei am dröhnenden Blasebalg der Orgel (angeblich die größte mechanische Orgel der Welt), dem alten Uhrwerk mit seinen vier riesigen Ziffernblättern und den 1695 gegossenen Glocken, über knarrende Holztreppen ohne Geländer und ausgewetzte Steinstufen. Oben angekommen schiebt er die schweren Riegel der riesigen hölzernen Fensterläden zurück – und wir stehen gerade noch auf einer 2 Quadratmeter großen, offenen Plattform mit nach allen Seiten offenem Blick bis weit über die Stadt hinaus und auf die Ostsee…

Als ich zurück zum Boot komme liegen Inga und Aiga auf dem Steg, genießen die Sonne und wollen ein Tadorna-Photo-Shooting. Ok, aber nur kurz, ja? Ich will mein Servoruder neu bauen – mache ich dann auch. Ich muss Prioritäten setzen: Am Wochenende kommt Ulf, ein guter Freund aus Berlin, für zwei Tage nach Riga, das sind noch gut 160 Meilen von hier. Also, Ladies, ich will heute Abend weiter…