Gdansk – Kaliningrad

Nach Clearance durch den polnischen Zoll und Port Control Gdansk laufe ich gegen 3 h morgens aus dem Danziger Seekanal aus und nehme Kurs auf Kaliningrad. Um Punkt 11 h befinde ich mich auf Position N 54°37,5′ E 19° 23,5′ – und damit in russischen Hoheitsgewässern. Ich hole die polnische Gastlandsflagge ein und setze QUEBEC, ziehe bei abnehmendem Wind den Gennaker und rausche in Richtung Baltijsk. 5 Meilen vor dem Kaliningrader Seekanal funke ich Port Control an, bekomme Clearance zum Einlaufen und werde in gutem Englisch und sehr freundlich alle zwei Minuten mit neuen Kursangaben gefüttert und zum Zollpier geleitet. Sehr cool. Ich hatte nach den vielen Horrorgeschichten anderer Segler über Konrollen auf hoher See und Abweisung trotz Visa etc doch etwas Sorge, ob das alles so glatt gehen würde – aber auch hier scheint man weltoffener geworden zu sein.

Das Einklarieren verläuft absolut problemlos, wenn auch etwas bürokratisch: 3 Crewlisten, 2 Zollformulare, 2 Einklarierungsformulare, 3 Stempel, Kopien von Pass und Bootspapieren, und das Grenzer-Team (die kommen gleich zu viert!) durchsucht mein gesamtes Schiff – ich muss jede Bilge, Schublade und jede letzte Plastiktüte aufmachen, nur bei der Rettungsinsel weigere ich mich. Aber alles sehr nett und freundlich. „Please wait 40 minutes“ kommt danach der Funkspruch von Baltijsk Traffic – wahrscheinlich weil wieder einer der großen Tanker, die hier regelmäßig verkehren zu scheinen, auslaufen möchte –, mit Hinweis auf das in zwei Stunden beginnende Halbfinale Russland – Spanien erhalte ich jedoch Erlaubnis zur direkten Weiterfahrt – wenn auch nur außerhalb des Seekanals.

Die Strecke über den Königsberger Meerbusen ist etwas abenteuerlich. Alle Tonnen sind eingezogen, und statt den selbst in den neuen 2008er NV-Karten verzeichneten 3-4 Metern habe ich mit meinen 1,20 mehrfach schlickige Grundberührung, außerdem ist alles voller Oberflächennetze, und ich habe die Strecke unterschätzt. Aufatmen kann ich erst gegen 22 h, als ich in der Dämmerung endlich das kleine Richtfeuer des Kaliningrader Yacht Club ausmachen kann. Hier liegen an einer alten Betonpier rund 40 recht betagte Yachten vor Heckanker, und zwei Russen rufen mich freundlich winkend längsseits. Ich werfe meinen von Papa geliehenen Heckanker (tolles Ding, lässt sich wunderbar zusammenklappen, ist aber auseinandergedreht so groß und effektiv wie ein riesiger Pflugscharanker und hält bombig – Danke Papa!) und werde noch bevor ich meine Leinen klariert habe von Alexey und Victor zu Wodka und Speckschwarte eingeladen…