Den Montag verbringe ich mit polnischen Regatta-Freunden in Sopot, der Party-Zentrale der Danziger Bucht, zwischen Gdansk und Gdynia. Auf der längsten Holzmole Europas trinken wir sündhaft teure Cocktails und loungen in tiefen Ledersesseln. Am Abend kommt spontan eine Freundin aus Deutschland zu Besuch. Es ist Mittsommernacht, vor dem goldenen Tor von Danzig gibt die Philharmonie zusammen mit Lady Punk, angeblich einer der bekanntesten polnischen Rockbands noch aus den frühen 80er Jahren, ein Freiluftkonzert. Wir sind mäßig begeistert, statt den versprochen polnischen Rolling Stones erleben wir eher eine Billigkopie der Scorpions, die die Philharmoniker lautstark übertönen.
Am nächsten Tag machen wir ausgiebiges Sightseeing. Danzig ist wunderschön, der Blick von der Marienkirche, der größten Backsteinkirche Europas, einfach atemberaubend – mit Blick bis zum Hafen und auf Tadorna. Am Mittwoch repariere ich die WSA, die hatte während der Regatta ziemlich zerlegt; außerdem werden endlich die diversen Sponsoren-Logos auf Tadornas Aufbauten geklebt, das hatte ich wegen der ausstehenden Basteleien noch nicht gemacht. Nachmittags fahren wir zur Westerplatte raus, machen direkt an der Pier fest, klettern über eine Absperrung und stehen nach einem Aufstieg durch Brennesseln und Hagebuttendornen vor dem riesigen steinernen Denkmal.
Abends treffe ich eine Horde Praktikanten der Berliner Technischen Kunsthochschule, die zusammen mit den Danziger Philharmonikern eine Oper von Friedrich Wagner auf der Marienburg inszenieren; zusammen feiern wir den deutschen Einzug ins EM-Finale. Danach will ich eigentlich los, habe meine Rechnung aber ohne den polnischen Zoll gemacht – ich muss über eine Stunde warten. Dafür treffe ich Gerlinde und Claus aus Süderbrarup (bei Schleswig, also quasi Nachbarn aus der Heimat). Als sie hören dass ich nach Kaliningrad will und keine Flagge „Q“ (zum Transit durch russische Hoheitsgewässer) dabei habe laden sie mich auf ihre SY Gullveig ein und versorgen mich außerdem mit guten Tips für die Weiterreise, schottischem Shortbread, Räucherwurst und einem Esbitkocher (mein Spiritus ist fast alle, und ich habe bisher keinen Ersatz auftreiben können). Reich beschenkt mache ich mein Schiff klar, und die Grenzer erledigen ihre Formalitäten. Leider ist es inzwischen zu spät für eine Stippvisite an der Pier von Sopot, hier war ich eigentlich mit Jan, Marcik und Anja für Afterparty-Drinks an Bord von Tadorna verabredet. Wir verabschieden uns per SMS – Russland, ich komme.