Am Montag muss ich das kleine Inselparadies Kihnu verlassen und mache mich auf den Weg nach Haapsalu – denn dorthin kommt Erik, ein Freund aus frühen Schuljahren, der kurzerhand per SMS für eine Woche gemeinsames Segeln angeheuert hat. Im engen Fahrwasser nördlich der Insel reißt mir bei eigentlich recht ruhigen Bedingungen auf einmal das Unterliek des Großsegels aus – der Bolzen des Unterliekstreckers muss sich gelöst haben. Schaffe es die Sache bei aufgefiertem Segel mit einer langen Schraube provisorisch zu reparieren und kann wieder auf Kurs gehen. Ich sollte in nächster Zeit wohl mal in den Mast aufentern und alle Bolzen und Splinte überprüfen – nach zwei Monaten Segeln kann sich im Rigg schon mal was lösen.
Nach einigen Stunden segeln ohne besondere Vorkommnisse (bis auf das Aussetzen einer weiteren Flaschenpost: Tissi und Valentin, meine lieben Webseiten-Designer/Programmierer haben geschrieben!) erreiche ich gegen Mitternacht den Leuchtturm Ruhkirahu und mache mich an die nachts nicht ganz einfache Ansteuerung der Bucht von Haapsalu, vorbei an der Insel Hobulaid. Mehrere sich kreuzende Richtfeuer weisen den Weg – allerdings sind die Fahrwassertonnen nur kleine, unbefeuerte Pricken und im Dunkeln erst auszumachen wenn sie bei fünf Knoten Fahrt ein paar Meter neben Tadorna vorbeirauschen. Habe etwas Sorge so ein Ding zu rammen, aber alles geht gut – ich komme gegen halb zwei in Haapsalu an. Hier tobt seit mehreren Jahren ein Streit zwischen der neu gebauten Grand Holm Marina und dem kleinen, dahinterliegenden Yachtclub (mehr dazu auf den Seiten von Jörn Heinrich: www.joern-heinrich.de). Diesen scheint der Yachtclub nun gewonnen zu haben – die Einfahrt zur Marina ist durch eine Regattatonne und eine lange Leine gesperrt, auf den verwaisten Schwimmstegen sitzen die Möwen und auf einem großen Schild steht „Marina is closed by authorities“. Ich taste mich vorsichtig an den Außenstegen vorbei und mache längsseits an einem wackligen Schwimmsteg des Haapsalu Yacht Club fest.
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