CouchSurfing in Vaasa (und mal wieder der Mast…)

Eigentlich wollte ich nur ein oder zwei Tage in Vaasa verbringen, und heute, am 10. August, schon längst in Haparanda sein… Eigentlich. Gut, dass meine „Pläne“ so flexibel sind – always expect the unexpected!

Ich hatte vor zwei Wochen ein paar CouchSurfer in Vaasa angeschrieben (das mache ich inzwischen öfter, siehe www.couchsurfing.org/people/tadorna) und sie eingeladen, mich an Bord zu besuchen. Daraus wurde eine Gegeneinladung zu einem echt finnischen „cottage weekend“ – so verbringen viele Finnen ihren kurzen, schönen Sommer: Sie fahren zu ihrem kleinen Sommerhäuschen irgendwo im Wald, auf einer Schäre am Meer oder, wie in diesem Fall, an einem kleinen See, bringen ein paar gute Freunde mit, schmeißen den Grill an und das Bier in den Kühlschrank, dann geht es mit viel „Suomi Viina“, einer Art finnischen Vodka, ab in die Sauna – und irgendwann weit nach Mitternacht springt man dann ziemlich angetrunken ins kühle Nass, während im Osten schon wieder die Sonne aufgeht…

Die Windverhältnisse waren hier oben letzte Woche wirklich miserabel – ich hatte letzten Freitag mal wieder Gelegenheit, mir einen Leuchtturm sehr lange sehr genau aus der Nähe anzuschauen: Yttergrund bei Sonnenuntergang, bei Nacht, bei Sonnenaufgang und in der gleißenden Mittagssonne: 15 Stunden lang. Dann kam der Wind zurück, und ich habe Tadorna statt nach Vaasa nach Kaskö gebracht – in die kleinste Stadt Finnlands. Von hier ging es mit dem Auto des Hafenmeisters nach Närpio (hierher kommen 17% aller in Finnland konsumierten Tomaten; nachts leuchten die Gewächshäuser auf den Feldern und es sieht aus, als wären die Außerirdischen mit einer ganzen Flotte von Ufos eingefallen…). Und von dort mit dem Bus nach Vaasa und zum Sommerhaus von Joel.

Nach der Party bin ich mit Katariina zurück nach Kaskö getrampt (sollte man in Finnland lieber sein lassen – dauert ewig!), und wir sind wieder in der Windstille „verhungert“, haben Tadorna in einem kleinen Fischerhafen festgemacht, und John und Joel sind mit dem Auto vorbeigekommen – zum Glück mit Zelt, denn zu viert wäre es an Bord ganz schön eng geworden.

Auf den Kreuzschlägen nach Norden, mit John und Joel abwechselnd an der Pinne, musste ich dann feststellen, dass Tadornas Deck aufreißt! Dort, wo ich vor zwei Jahren einen Stahlbügel für die Blöcke zur Umlenkung aller Fallen und Strecker ins Cockpit durchgebolzt habe hatte sich das Deck schon bis zu zwei Zentimeter angehoben, die GFK-Matte hat Risse bekommen und Wasser ist ins Sperrholz-Deck eingedrungen. Also wurde Vaasa erstmal zum Bastelstop. Ich habe die Unterlegschreiben unter dem Bügel durch Sperrholzstücke ersetzt, die die Konstruktion von innen her verstärken sollen, zwei Augmuttern darunter geschraubt, einen weiteren auf einen der Bolzen, die durch die dicke vordere Bodenwrange gehen, aufgesetzt, dazwischen zwei Meter Niro-Draht gespannt und alles mit einem Wantenspanner angeknallt. Sah gut aus – bis der Bolzen rausriss. Von ehemals 10 Millimetern Stahl sind nur noch Rostreste übrig. Wenn meine Kielbolzen ähnlich aussehen muss ich mir langsam wirklich Sorgen um mein Schiff machen…

Na, der zweite hat gehalten, und das Deck ist wieder „unten“. Ich habe dann nochmal die gesamte Maststütze auseinandergenommen und überprüft (der Glückspfennig unterm Mast ist noch da – also alles roger ;-) !). Und dann wollte ich eigentlich nur noch die Risse am Mastfuß mit Sika abdichten… Mein Mastfuß ist aus solider Eiche, ein dicker, massiver Block, der auf dem Deck aufsitzt. Was ich nicht wusste: Darunter befindet sich ein bis zu zwei Zentimeter dicker Holzkeil – vermutlich, um die Deckskrümmung auszugleichen, damit der Mastfuß gerade aufliegen kann. Nur leider ist dieser Keil aus Weichholz (gewesen). Mir kam auf einmal eine dunkle, faulige Masse aus rottem Holz, schwarzem Wasser und Sika entgegen. Von unter dem Mast, wohlgemerkt! Da es hier keinen Kran gibt, und ich auch keine Lust hatte, die gesamte Konstruktion auseinanderzunehmen, habe ich die äußeren drei bis fünf Zentimeter um den Mastfuß herum rausgepopelt, den Rest zwei Tage mit Fön und Heizlüfter bearbeitet, dann Sperrholzkeile zurechtgesägt und mit viel Glasfaserspachtel eingepasst (Epoxy wäre haltbarer, aber ich muss das Ganze im Winter eh wieder auseinandernehmen – Epoxy würde mir dann das ganze Deck rausreißen). Sieht ok aus, ich habe gestern alles von außen mit einer dünnen Schicht Epoxy überzogen und abgedichtet – ich glaube, es kann jetzt weitergehen…

Was gibt es sonst Neues? In Vaasa habe ich die „Nacht der Künste“ miterlebt, habe mit John und seinen Freunden Geburtstag gefeiert, viele neue Freunde gefunden, tolle Frauen kennengelernt, groß eingekauft (unter anderem eine Angel – John hat mir gezeigt, wie ich in den nächsten Tagen Lachs fischen kann! Bin schon gespannnt…) und ich habe meine Elektrik etwas reparieren können (zumindest hat Tadorna jetzt ein neues Ladegerät und wieder Strom an Bord). Außerdem habe ich in den letzten Tagen die finale Fassung meines Buches „Raus in Blaue! Unter Segeln nach St. Petersburg“ durchgesehen, letzte Korrekturen vorgenommen und abgesegnet – 256 Seiten plus 16 Seiten Fotos, die noch diese Woche in Druck gehen werden! Ab September könnt Ihr meinen letzten Sommer nachlesen… Mehr dazu ganz bald auch hier auf www.tadorna.de

Ich mache mich jetzt endlich auf den Weg nach Norden. Zum Glück ist das Wetter immer noch hervorragend, und auch der Wind ist zurück. Ich muss langsam Gas geben – bis Haparanda sind es noch ein paar Tage, und die Nächte werden schon langsam wieder länger…